Insekten

Flussneunauge: Mit dem Flussneunauge in Mulde und Elbe begegnet uns ein Fossil, gehört es doch mit Bach- und Meerneunauge zur Klasse der Kieferlosen und damit zu Formen, von denen sich die Knochenfische im Laufe der Evolution abzweigten und eigenständig entwickelten. Eine Reihe von Merkmalen sind bei den urtümlich wirkenden Neunaugen sofort zu erkennen: unterentwickelte Augen und sieben Kiemenöffnungen entlang des Vorderkörpers sowie ein Maul mit drei gegeneinander wirkenden Reibplatten. Fehlende knöcherne Kopfkapsel und ein tragendes Stützskelett aus Knorpel vervollständigen die Ursprünglichkeit.

Als anadrome Wanderlaicher (vom Meer in die Flüsse aufsteigend) bleiben die als Querder bezeichneten Larven bis zum 3. Jahr im Süßwasser, um danach in die Küstengewässer und Ästuare abzusteigen. Das Flussneunauge zählte einst, damals Pricke genannt,  zu den beliebten, massenhaft gefangenen Speisefischen von Elbe, Saale, Mulde und Havel.

Rapfen: Das Verbreitungsgebiet des Rapfens zeigt in Sachsen-Anhalt eine eindeutige Konzentration der Vorkommen auf das unmittelbare Einzugsgebiet von Elbe und Havel. Mit der stetig erfolgten Verbesserung der Wassergüte war eine Zunahme der Besiedlung einst verwaister Flussstrecken verbunden, so dass auch bereits die Unterläufe der Nebenflüsse des Hauptstromes wieder besiedelt sind. Im Hauptstrom – der Elbe-  lebt dieser Raubfisch des Freiwassers bevorzugt in strömungsberuhigten Abschnitten in zunehmender Häufigkeit.

Lachs, Rapfen und Atlantischer Stör wurden in den letzten Jahren aus aufwändigen Nachzuchten wieder in die Ursprungsgewässer, die Elbe und Mulde eingesetzt. Sie sind aber nur in der Lage, ihren komplexen Reproduktionszyklus zu vollziehen, wenn sich die Wasserqualität nicht wieder verschlechtert, ein ausreichendes Nahrungsangebot zur Verfügung steht und die Querverbauungen mit geeigneten Fischaufstiegsanlagen versehen werden.

Heldbock und /oder Hirschkäfer:

Beide Arten gehören zweifellos zu den eindrucksvollsten Erscheinungen unter den Insekten, nicht nur in Mitteleuropa, sondern weltweit und können es durchaus als Goliaths unter der heimischen Tierwelt mit tropischen Käferarten aufnehmen.

Beide Arten gehören zur Familie der Bockkäfer, die ein mehrjähriges Larvenstadium in alten Laubbäumen durchlaufen. Die Ablage der Eier erfolgt nur dann, wenn alle für die Larvenentwicklung notwendigen Ressourcen erfüllt sind. Baumart, Alter des Baumes, Zustand, Himmelsrichtung, Sonneneinstrahlung, Feuchtegrad usw. Es versteht sich von selbst, dass infolge des Einschlages alter, ertragreicher Bäume das Angebot an geeigneten „Überhältern“, also Bäumen mit einem Alter von mindestens 120- 150 Jahren, zurückgegangen ist. Im Biosphärenreservat wurde nach Inkrafttreten der Natura2000- Richtlinien die Anzahl aller vom Heldbock befallenen Bäume erfasst. Auf die Bedeutung des Elbtales und angrenzender Bereiche für diese, vom Aussterben bedrohte Art weist u.a. die Zahl der Brutbäume hin. Davon  sind etwa 1.500 von den Mitarbeiter der Naturwacht gezählt worden.

Der Hirschkäfer benötigt Stiel- und Traubeneichen, die sich in der Altersphase befinden und die Verwundungen aufweisen. An diesen Stellen tritt Saft aus den Leitbündeln, der für beide Geschlechter Lockstoff darstellt. An solchen stattlichen Eichen kann man mitunter die Paarungskämpfe der männlichen Hirschkäfer um die sich ebenfalls einfindenden Weibchen beobachten, wobei das bei den Männchen aus den Mandibeln gebildetet Geweih sehr geschickt beim Rivalenkampf eingesetzt wird. Auch der Hirschkäfer hat im Biosphärenreservat eine stattliche Individuenzahl aufzuweisen, was die Bedeutung für diese in Europa und Asien seltene Art erneut unterstreicht.

Beide großen Käferarten sind verständlicherweise nicht die besten Flieger, weil das Verhältnis zwischen  Körpermasse und Flügelfläche schon an die Grenze physikalischer Gesetze stößt. Ganz anders verhält es sich mit anderen Insektengruppen, z. B. den Libellen. Diese farbenprächtigen Wasserinsekten fallen durch enorme Flugleistungen auf, Schnelligkeit, Wendigkeit und Präzision sind unübertroffen. Neben weit verbreiteten Libellen- Großlibellen wie Kleinlibellen- gibt es Arten, die auf bestimmte Flusssedimente angewiesen sind und auch anspruchsvoll hinsichtlich Wassergüte sind. Dazu zählen die Flussjungfern- leuchtend grün oder gelb gefärbte Großlibellen. Die Grüne Flußjungfer, eine vor Jahren noch sehr seltene Art der von Kies und Sand geprägten Buhnenfelder der Elbe, hat in den letzten Jahren in erstaunlicher Schnelligkeit alle geeigneten Fließgewässer wiederbesiedelt. Die mehrjährigen Larven leben im Feinsubstrat und weiden die Fauna im Sandlückensystem ab.

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