Projekt: Konzept zur Weichholzauen-Entwicklung als Beitrag zum naturverträglichen Hochwasserschutz an Bundeswasserstraßen

Weichholzauenwälder 

Weichholzauenwälder säumten ursprünglich die Fließgewässer in Mitteleuropa. Menschliche Eingriffe, allen voran durch Landwirtschaft sowie Flussausbau- und Unterhaltungsmaßnahmen haben jedoch dazu geführt, das diese inzwischen zu den gefährdetsten Waldgesellschaften zählen. Weichholzauenwälder werden daher im Anhang I der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als prioritärer Lebensraumtyp „Erlen-Eschenwälder und Weichholzauwälder an Fließgewässern“ eingestuft und zählen zu den nach § 30 NatSchG LSA besonders geschützten Biotopen. Im Landschaftsraum Elbe in Sachsen-Anhalt nehmen Weichholzauenwälder kaum mehr als 0,3 % der Fläche ein (Arten- und Biotopschutzprogramm Elbe)

Die natürlichen Weichholzauenwälder an der Elbe werden von den baumförmigen Weidenarten Silberweide (Salix alba) und Fahlweide (Salix rubens) und den strauchförmigen Arten Mandelweide (Salix triandra) und Korbweide (Salix viminalis) gebildet. Auf den höher gelegenen Standorten gesellt sich die stark gefährdete Schwarz-Pappel (Populus nigra) hinzu. Natürliche Standorte bilden die regelmäßig und andauernd überströmten Rohböden entlang der Flussufer.

Neben ihrer unzureichenden Verbreitung weisen die Weichholzrelikte noch speziell  Defizite hinsichtlich ihrer Altersstruktur und genetischen Variabilität auf.

Auf Grund ihrer Seltenheit und Gefährdung sollen Weichholzauenwälder aus Naturschutzsicht erhalten und ihre Ausbreitung im Elbtal gefördert werden. Dabei kommen jedoch spezielle Belange des Hochwasserschutzes ins Spiel. Insbesondere bei Neuanpflanzungen im Überflutungsraum werden Fragen der nachzuweisenden sogenannten Hochwasserneutralität dieser Standorte diskutiert. Teilweise werden auch Forderungen zur Beseitigung von Gehölzen in Überflutungsräumen als vermeintliche Maßnahme zum Hochwasserschutz erhoben und auch bereits schon realisiert.

Projektbeschreibung

Diese Belange werden in dem durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt zur Erstellung eines „Konzeptes zur Weichholzauen-Entwicklung als Beitrag zum naturverträglichen Hochwasserschutz an Bundeswasserstraßen“ beleuchtet.

Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung und Umsetzung eines praxistauglichen Konzeptes zur Etablierung von struktur- und genressourcenreichen Weichholzauen an Bundeswasserstraßen unter Berücksichtigung der zu gewährleistenden Hochwassersicherheit. Durch das Vorhaben soll eine Erhöhung der Strukturvielfalt in Auen, die Erhaltung und Verbesserung der genetische Diversität der natürlich vorkommenden Weidenarten und der Schwarzpappel sowie eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit von Auenlebensräumen unter Berücksichtigung der Hochwassersicherheit erzielt werden.

Die Projektlaufzeit begann im Jahre 2005 und endet im Jahre 2010.

Projektpartner sind:

Fachgebiet Naturschutzbiologie         
der Universität Marburg

Institut für Wasser und Gewässer-
entwicklung der Universität Karlsruhe
 

Amt für Forstwirtschaft Kyritz

Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Biosphärenreservat Mittelelbe

Das rund 7000 ha große Projektgebiet erstreckt sich auf ca. 60 Stromkilometer im Elbdeichvorland zwischen Sandau und Cumlosen im länderübergreifenden Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Durchgeführte Arbeiten

Um Basisdaten für Modelluntersuchungen zu gewinnen, wurde durch Mitarbeiter der Universität Marburg Optimalhabitate von Weichholzauenvorkommen und Vegetationstypen mittels Habitateignungsmodellen im Projektgebiet identifiziert und quantifiziert sowie verschiedene Strukturparameter bestimmt, welche zur Analyse des Formwiderstandes der Weichholzauenbestände bei Durchströmung benötigt werden. Weiterhin fanden populationsgenetische Untersuchungen zur Reproduktionsfähigkeit und zur genetischen Diversität der Weichholzauen statt. Deren Ergebnisse diente u.a. dazu, ihr zukünftiges genetisches Potenzial abzuschätzen und geeignetes Pflanzenmaterial zur Etablierung von Ersatz- und Erhaltungskulturen zu erhalten.

An der Universität Karlsruhe wurden u.a. umfangreiche wasserbauliche Modellversuche zur Ermittlung des hydraulischen Vegetationswiderstandes unterschiedlicher Gehölzarten vorgenommen, um die Hochwasserauswirkungen von Weichholzauenstandorten zukünftig besser beurteilen zu können.

Ergebnis all dieser Untersuchungen wird die Identifizierung von Räumen und Strukturen sein, welche aus biotischer und hydraulischer Sicht geeignet, bedingt geeignet und ungeeignet für eine Weichholzauenentwicklung sind. Auch ein praxistauglicher Leitfaden für die Etablierung von Weichholzauen an größeren Fließgewässern wird am Projektende vorliegen.

Um die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Gen-Ressourcen zu erhalten und zu verbessern, wurde durch die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe und das Amt für Forstwirtschaft Kyritz geeignetes Pflanzmaterial im Projektgebiet geworben und für die Neuanlage von insgesamt 10 ha  Weichholzaue genutzt. Gleichzeitig unterstützte die Biosphärenreservatsverwaltung die Projektdurchführung vor Ort.

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