Monitoring

Biosphärenreservate sollen modellhaft Strategien des nachhaltigen  Schutzes und der Nutzung einer Landschaft entwickeln. Arten und ihre Häufigkeiten ändern sich innerhalb überschaubarer Zeiträume ebenso wie Altersstruktur, Einwohnerzahl und Beschäftigungsverhältnisse, also soziologisch-kulturelle Parameter,  der innerhalb des Biosphärenreservates lebenden Bevölkerung. Unter den Herausforderungen einer fortschreitenden Urbanisierung der Lebensräume und Globalisierung der Wirtschaft und  Gesellschaft  kommt der Dokumentation dieser Tendenzen enorme Bedeutung zu.  Diese Veränderungen unter dem Aspekt kritischer Prüfung der  Erfüllung  festgelegter  Erhaltungsziele eines Großschutzgebietes zu dokumentieren, ist Aufgabe des Monitoring.

Mit einem regelmäßig durchgeführten Monitoring wird die Entwicklung von Pflanzen oder Tierarten dokumentiert. Neben Daten zur beobachteten Art, wie z.B. Anzahl, Größe, Blühraten und räumlichem Vorkommen, werden auch Zustand des Lebensraums und mögliche Gefährdungen erfasst. Somit hilft das Monitoring u.a. beim Erarbeiten von Schutzmaßnahmen.

Monitoring typischer Lebensräume innerhalb des Biosphärenreservates Mittelelbe wird  an relevanten Standortfaktoren, wie z. B. dem Grundwassermonitoring, durchgeführt und schließt die wissenschaftliche Untersuchung in festgelegten Intervallen ein:

  • 15 Hartholzauenwald- und 5 Weichholzflächen mit Bestockungsprofil und Bodenvegetation   
  • 25 Grünlandflächen
  • 20 in der rezenten Aue gelegene Gewässer

Entscheidend für langfristig und zielorientiert angelegten Beobachtungen ist die Bewertung, inwieweit definierte Ziele wie Artenvielfalt, Vitalität, Vorkommen ausgewählter Zielarten bzw. Anteile von Arten der Roten Liste dokumentiert werden können.

Als Indikatoren für langfristiges Monitoring wurden die in der  folgenden Tabelle aufgelisteten  Arten ausgewählt. Diese sind in jedem Fall naturschutzfachlich relevant, wobei nach den geltenden Flora- Fauna –Habitatrichtlinien Sachsen-Anhalt innerhalb der europäischen Schutzgebietssysteme besondere Verantwortung für Erhaltung und Bestandsentwicklung trägt.

Bestandserfassung des status quo, Schutzmaßnahmen und ihre Effizienz für die Erhaltung innerhalb des Großschutzgebietes, also die konkrete  Anwendung des Monitoring für eine besonders eindrucksvolle Pflanze (siehe Abb…), für die das Land Sachsen-Anhalt eine besondere Verantwortung trägt,  werden  am Beispiel der Sand-Silberscharte erläutert.

Die Sand-Silberscharte ist in der Roten Liste Deutschlands und Sachsen-Anhalts als stark gefährdet aufgeführt und durch die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie streng geschützt. Der Rückgang der seltenen Art ist v.a. durch Lebensraumverlust bedingt. Die Silberscharte ist ein Spezialist der Sandtrockenrasen und an Hitze, Trockenheit und Nährstoffarmut angepasst. Im Biosphärenreservat Mittelelbe kommen aktuell sechs Populationen dieser Art vor.

Im abgebildeten Diagramm wird die Entwicklung der Silberscharte in Teilen zweier Population nahe Gödnitz und Steckby   in den Landkreisen Jerichower Land und Anhalt-Bitterfeld dargestellt. Die Zahl der Silberscharte-Individuen  steigt an beiden Fundpunkten seit dem Jahr 2009 an, in Gödnitz stärker als in Steckby. Dies ist auf Maßnahmen zum Schutz der Art zurückzuführen, die seit 2009 an beiden Populationen durchgeführt werden. Nach Wiederherstellungsmaßnahmen mit Entnahme von Gehölzen und Schaffung von Offenbodenbereichen erfolgt jährlich eine Mahd in Teilbereichen, um eine Ausbreitung konkurrenzstarker Pflanzen zu verhindern.

Aufgrund der Vielfalt der Lebensräume und ihrer Arten entlang der Elbe und ihrer Zuflüsse bedient man sich im Biosphärenreservat darüber hinaus der Ergebnisse anderer Forschungseinrichtungen. Diese sind im Gegensatz zu den obligatorischen Verpflichtungen, die sich aus dem UNESCO-Programm  „Man and Biosphere“ für die Biosphärenreservatsverwaltung ergeben, fakultativ. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Ergebnisse der Biber(revier)kartierung, die die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Arbeitskreises Biberschutz und –forschung in jahrzehntelanger Tätigkeit zusammengetragen haben. Das Biosphärenreservat als Referenzstelle für den Elbebiber verfügt über Datenreihen, die aufgrund der Kontinuität langjähriger  und lückenloser Erfassungen besonders wertvoll sind.  

Für eine landesweite Kartierung der nach FFH-RL europaweit besonders geschützten Lebensraumtypen trägt die Fachbehörde des Landes Sachsen-Anhalt die Verantwortung.

Werden darüber hinaus noch Gutachten der Bundesämter  für Naturschutz und Gewässerkunde, die in verschiedenen Zeitschriften publizierten Untersuchungsergebnisse aus dem Gebiet von Elbe, Mulde, Havel und Saale ausgewertet, fordert die Fülle an Informationen über Zustand und Veränderungen innerhalb der Biotope, dass die Verwaltung des BR die Daten speichert, verwaltet und als Empfehlungen für die Praxis bündelt. Den Naturschutzverwaltungen der Landkreise  können auf diese Weise  Hinweise für die Erhaltung oder Entwicklung der in Frage kommenden Arten und Artengruppen in die Hand gegeben werden. 

zurück zum Anfang