Schutzgarten

Wenn die Methoden des traditionellen Naturschutzes nicht mehr ausreichen, d. h. der Schutz vom Aussterben bedrohter Pflanzenarten mit individuenschwachen Populationen in den Schutzgebieten nicht mehr gewährleistet ist, sollten die Botanischen Gärten und die einzurichtenden Schutzgärten die Aufgaben einer arterhaltenden "Intensivstation" übernehmen.

Nach dem die Martin-Luther Universität Halle Ende der 90er Jahre den Vorschlag unterbreitete, im Biosphärenreservat einen Schutzgarten für bedrohte Arten der typischen Lebensräume der Mittleren Elbe einzurichten, wurde 2001 mit diesem Projekt begonnen. Der Schutzgarten besteht aus zwei Teilflächen, einem 100 m² großen Areal für Pflanzen trockener Standorte und einem 500 m² großen Areal für Arten der wechselfeuchten Standorte. Zum heutigen Zeitpunkt werden 21 Arten der Roten Liste Sachsen-Anhalts der Kategorien "Verschollen bzw. Ausgestorben", "Vom Aussterben bedroht" und "Stark gefährdet" im Schutzgarten gärtnerisch kultiviert. Die Pflanzenarten wurden durch Sammeln der Diasporen am Wuchsort erworben und dann im Schutzgarten angezogen. Parallel wurde im Botanischen Garten der Martin-Luther-Universität Halle die Vermehrung schwierig anzuziehender Sippen vorgenommen, die danach als Pflanzgut im Schutzgarten ausgebracht wurden. Es werden derzeit Bemühungen unternommen, die Anzahl der schutzbedürftigen Pflanzenarten auf ca. 30 zu erhöhen.

Im Schutzgarten finden sich die Arten separiert in Beetkultur wieder und werden hier konkurrenzfrei kultiviert. Der konkurrenzarme Charakter der Beetkultur ermöglicht in gewissen Grenzen die erfolgreiche Pflege von Pflanzen ökologisch unterschiedlicher Ansprüche unter relativ einheitlichen gärtnerischen Bedingungen. Günstigenfalls durchlaufen hier die Pflanzen ihren Lebenszyklus von der Keimung über die Anthese und Fruktifikation bis hin zur Selbstaussaat.
 

Ziel des Schutzgartens:

  1. Erhalt genetischer Ressourcen
  2. Versuche zur Mahdverträglichkeit der Pflanzenarten des bewirtschafteten Grünlandes
  3. Bereitstellung von Pflanzenmaterial für Wiederansiedlungen
  4. Untersuchungen zu Lebensformen bzw. Lebensweisen
  5. Schulungen für die Determination seltener und kritischer Sippen.

Wenn auch dem Bemühen um den Schutz der Arten am natürlichen Standort weiterhin der Vorrang gebührt, so wird doch der Fortbestand mancher populationsschwachen Sippen letztlich nur in einem Schutzgarten möglich sein.

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